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10 Gründe, warum wir eine „neue“ Hochstraße Süd brauchen

Bereits im August 2021 haben wir im Zuge der Sperrung der Hochstraße Süd und der teils hitzigen innerstädtischen Diskussion zum Thema eines notwendigen Wiederaufbau (jeglicher Art) kurzzeitig einen Artikel hier veröffentlich. In diesem Beitrag wollten wir die Problematik des Abrisses, eines notwendigen Aufbaus einer neuen Hochstraße oder dem Entfall der Verbindungsstraße zwischen dem Verkehrsknoten Bruchwiesenstraße (dort wo sich McDonalds und BurgerKing allabendlich eine „Gute Nacht“ wünschen) und Ludwigshafens schönstem Vorort auf der anderen Rheinseite (Mannheim) ein wenig mit einem zwinkernden Auge beleuchten.
Doch im Zuge der weiteren Entwicklung hatten wir uns dann doch entschieden, den Artikel nach ein paar Tagen wieder offline zu stellen. Den Grund dafür, war die Einschätzung dass Leser teilweise die nicht ernst gemeinten Teile gegen ihre persönlichen Ansichten stehen könnten.

Eine Stadtgesellschaft ist vielfältig. Wir Bewohner, aus denen sich diese Gesellschaft zusammensetzt, sind völlig verschieden. Angefangen von unserer persönlichen Geschichte, unseren aktuellen Lebensumständen, unser Leben bei Arbeit, Wohnen und Freizeitgestaltung. Und Nichts ist spannender als diese Stadtgesellschaft zu ergründen, die möglichen Konflikte (die durch das Zusammenleben immer bestehen) und das Suchen nach Lösungen kann unser Leben bereichern. Das Gegenüberstehen von Meinungen und Fakten zu städtischen Themen hat uns zu unserer Artikelreihe „10 Gründe“ animiert, in der wir unsere Konflikte aufbereiten wollen. Dabei sind bei diesen jeweils kurz erläuterten Gründe nicht immer harte hinterlegte Fakten und Aussagen hinterlegt, sondern sie sollen (aber auch gut kenntlich) das Thema humorvoll begleiten. Ausdrücklich weisen wir darauf hin, dass hier kein Platz für falsche oder verzerrte Fakten ist, die sachliche und politische Stimmungen lenken können oder sollen.

Beginnen wir also heute mit den: 10 Gründen, warum wir eine „neue“ Hochstraße Süd brauchen.

Ludwigshafens Hochstraßensystem galt in den Jahren der Planungen und der Umsetzung als ein Vorzeigeprojekt für die Führung des motorisierten Individualsverkehrs in der Nachkriegszeit. Neben dem Bau der bekannten Hochstraßen, dem Bau des „Hauptbahnhofs“ am Rande der Innenstadt, dem Start eines geplanten U-Stadtbahn-Netzes mit Mannheim und Heidelberg) und der Errichtung des Rathauscenters sind viele groben Planungen nie umgesetzt worden. Auch wenn die Spuren dieser weiträumigen Planungen an vielen Stellen der Stadt noch erkennbar sind (oder waren), so wirken diese Planungen aus der heutigen Sicht als Dystrophie einer anderen Welt.

Mit der Sperrung der Hochstraße Süd haben wir also jetzt das Ergebnis einer Verkehrspolitik aus der Vergangenheit, die uns heute überrascht hat.

Für den Wiederaufbau der Hochstraße Süd wird wurde gestritten. Hier sind unsere Gründe, warum die Hochstraße Süd wieder aufgebaut werden muss.

  1. Verkehrsaufkommen:
    Die Verkehrsbelastung über diese Strecke hat, trotz des zunehmenden Personenverkehrs über die Schiene (Straßenbahn, S-Bahn, Regionalverkehr) weiter zugenommen. Es wird auf künftig keinen vollständigen Umstieg aller Verkehrsteilnehmer auf die Schiene erfolgen können (das Schienennetz der DB über den Rhein scheint zu bestimmten Zeiten aktuell am Limit zu sein. Auch künftig werden die Städte auf einen Zulieferverkehr angewiesen sein. Mit dem Abriss der Hochstraße Nord wird sich ein Teil des Verkehrs von dort auf die Süd-Achse verlegen.
  2. Trennung von Verkehrsträgern:
    Ein Grund für die Umsetzung des Hochstraßensystems in Ludwigshafen war die räumliche Trennung der Verkehrsträger in der Innenstadt. Straßenbahn nach unten (als geplante U-Straßenbahn), Fußgänger und Fahrräder ebenerdig und motorisierter Pendel- und Lieferverkehr nach oben. Wir finden diese Idee in Teilen nicht so schlecht. Zumindest würden wir es begrüßen können, wenn der Pendlerverkehr weiterhin außerhalb der Ludwigshafener Innenstadt unterwegs ist.
  3. *Hochstraße als Mahnmal für Betonbrutalismus aus einer vergangenen Zeit – LU als Fortschrittsstadt.
    Ludwigshafen hat sich aus jeder noch so schlechten Situation wieder befreit. Genauso zäh, wie ihre Bewohner, trotzt sie vielen modischen neuzeitlichen Trends. Nur hier trotz man dem Konsum, entfernt Symbole der eigenen Geschichte man baut auf und reißt nieder (oder man lässt es einfach so). Wäre es dann nicht richtig, auch einen Ort zu haben, an denen man bedächtig und voller Ehrfurcht an einen Ort tritt, den Blick nach oben schweifen lässt und sagen kann: „Das ist für die Ewigkeit, passt wackelt und hat Luft.“
  4. Möglichkeit einer Umgestaltung im Umfeld (nein nicht im umfällt) der Hochstraße
    Fangnetze, Parkplätze, Angsträume und hässliche P…ecken prägten das Bild unterhalb der Hochstraße Süd. Auch mit einer neuerrichteten Hochstraße könnte eine Neugestaltung der Freiräume erfolgen, anfangen beim überdachten Fahrradweg, einem Skaterpark oder anderen Ideen der Ludwigshafener Anwohner.
  5. *Sicherung des Titels „Hässlichste Stadt Deutschlands“
    Auch wenn der Titel hässliche Stadt Deutschlands an Ludwigshafen verliehen wurde, kann dieser Titel nicht zum Ausruhen auffordern. Will Ludwigshafen in der Liga der „hässlichsten Städte der Welt“ mitspielen, braucht es mehr Beton, mehr Ruinen, mehr Drecksecken und tiefe Tagebaulöcher in der Innenstadt.
  6. Vermeidung von unnötigen Staus, Verkehrslärm, Umweltverschmutzung
    Viele Menschen würden gern auf das eigene Fahrzeug verzichten. Dieses gilt für die Ludwigshafener, genauso wie für deren Gäste und Pendler, die sich oft notgedrungen in die morgend- und abendlichen Staus stellen müssen. Kreuzungsfreier Verkehr bedeutet eben auch, weniger Abbremsen, weniger Beschleunigung und weniger Verkehrslärm. Wir werden noch ein paar Jahre damit leben müssen, in denen wir die Schnittstellen zwischen den Verkehrsträgern (auch den motorisierten verbrennerorientierten) Verkehr möglichst verringern.
  7. *Zombies
    Immer wenn Hollywood nach Kulissen für dystrophische Endzeit-Blockbustern sucht oder Zombies durch die modernde Stadt ihren Weg suchen, dann werden Regisseure auf unsere Stadt aufmerksam. Hier gibt es die menschenleeren und verlassenen Orte, die Zombies dafür und die Musiker und Rapper dazu, die den Soundtrack beitragen.
    Es gibt zwischenzeitlich bereits den Verdacht, dass Netflix und Co. ein paar ihrer Zombies hier vergessen hat und diese vorwiegend nachts über den Berliner Platz wandeln.
  8. Die Hochstraße Süd als Verkehrsträger der Zukunft.
    Wenn wir ein wenig weiter in die Zukunft schauen wollen, könnten auf der aufgeständerten Verkehrsverbindung zwischen Bruchwiesenstraße und Berliner Platz auch weitere Verkehrsträger ihren Platz finden.
    Wie wäre es beispielsweise denkbar, autonom fahrende Expressbuslinien zu installieren, die ohne Zwischenhalte Ruchheim mit dem Berliner Platz oder Bad-Dürkheim mit dem Hauptbahnhof in Mannheim verbinden. Oder wäre eine Umwidmung der Fahrspur für PKW in eine für Zweiräder denkbar?
  9. *Meckerecke LUdie scheiternde Stadt
    Mannheim macht es vor, Heidelberg steht nicht nach. Selbst die einkommenssteuerreichen Gemeinden des Rhein-Pfalz-Kreises, Speyer oder Bad Dürkheim benötigen einen Ort, über den sie einfach ein wenig lästern kann, die Stadt in der Nichts funktioniert, die chronisch pleite ist und hässlich dazu.
    Damit sind wir als Ludwigshafener damit eben der passende Entlastungspunkt, den Ort den jeder Psychotherapeut zulässt, wenn es dem Patienten hilft, sich selbst ein wenig besser zu führen. Bleiben wir mit der Hochstraße Süd (also der Zeit zwischen Sperrung und Neubau) das Objekt des Beschwerens und Meckerns.
    Denn heute scheint es mögich zu sein, eine Hochstraße zu bauen, als einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu erhalten.
  10. Hochstraße Süd als Kunstobjekt
    Sollte (Sobald) es zum Bau einer neuen Hochstraße (ge)- kommen (ist) lässt sich die Hochstraße Süd auch künstlerisch in Szene setzen. Große Betonflächen können gestaltet oder illuminiert (beweglich angestrahlt) werden. Die Verbindung zwischen Stadtgesellschaft und Kunst- und Kulturszene scheint hier wieder möglich.


Unsere 10 Gründe sollen nicht die Gründe sein, sich für einen Neubau einzusetzen. Sie sollen zum Nachdenken anregen, vielleicht eigene Idee hervorbringen. Gern bilden wir auch Eure Punkte ein.
Und allen Menschen, denen der Neubau der Hochstraße Süd ein Fehler erscheint, gibt es demnächst die
„10 Gründe, warum wir KEINE „neue“ Hochstraße Süd brauchen“

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