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Nachhaltigkeit trifft Wertschätzung: Ludwigshafen entdeckt „Lebenszeit – Das Recycling-Kaufhaus“

UPDATE:
Ihr findet das Lebenszeit jetzt in der Berthold-Schwarz-Str 35, 67063 Ludwigshafen Friesenheim

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Für viele Ludwigshafener war es lange ein Geheimtipp. Sie nannten es liebevoll „Das Gruschelparadies“. Hier fuhr man nicht einfach nur hin, um etwas zu kaufen, sondern um beim Durchstöbern des Nachhaltigkeitsparadieses seinen kleinen persönlichen Schatz zu finden.


Für viele Ludwigshafener war es lange ein Geheimtipp. Sie nannten es liebevoll „Das Gruschelparadies“. Hier fuhr man nicht einfach nur hin, um etwas zu kaufen, sondern um beim Durchstöbern des Nachhaltigkeitsparadieses seinen kleinen persönlichen Schatz zu finden.

Achja, genauso war es, damals als man noch ins Auto steigen musste, um sich den beschwerlichen Weg in die Möbelhalle nach Dannstadt-Schauernheim (man möge uns den sprachlichen Ausrutscher des Verlassens des Ludwigshafener Stadtgebiets verzeihen) zu bahnen. Schön war es trotzdem, irgendwie.

Dort, in Dannstadt-Schauernheim, gab es das also, das Gruschelparadies von Tobias und Christian Lehr, ein „Recyclingkaufhaus“ welches auch durch die engagierten Mitarbeiter getragenen Betriebes für Haushalts-, Gewerbe- und Teilauflösungen, Entsorgungen und Umzüge. Und während beim alten Rundumservice die „entrümpelten“ Schätze zuerst meist im Container landeteten, wurde es Zeit diesen Schätzen im Gruschelparadies eine zweite oder dritte Chance zu geben. Ab sofort gibt es das Alles in Ludwigshafen.

Wir waren skeptisch, als die ersten geheimnisvollen Anzeichen durch Ludwigshafen geisterten, das Gruschelparadies wandert in die weite Welt, in die Großstadt Ludwigshafen. Was zuerst ein wenig absurd klang, machte auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Klar. Ludwigshafen braucht mehr davon. Denn wie auch schon das Gruschelparadies in Dannstadt-Schauernheim, sinniert auch Ludwigshafen nach mehr Nachhaltigkeit beim Gebrauch von bereits produzierten günstigen Produkten und den kleinen persönlichen Schätzen, die alle eine eigene kleine Geschichte haben. Nix billig produziert und schnell weggeworfen. Hier hat Alles schon ein längeres Leben hinter sich.

Und so verfolgen wir, mit ein wenig Abstand die Entwicklung des „neuen“ Recyclingkaufhauses. Aber lassen wir sie in Ruhe werkeln…

Die ersten Anzeichen und Bilder haben wir über Empfehlungen entdeckt. Der Standort in der Bliesstraße 9, direkt an der Haltestelle Bayreuther Straße der Buslinie 74, ist schnell gefunden. Dort, wo bis zu seinem Umzug in die Ernst-Boehse-Straße 10 noch unser Ur-Ludwigshafener und Lieblingselektrogroßhändler die MOSTER Elektrogroßhandelsgesellschaft mbH ihr Zuhause fand, haben der Selfstorage-Anbieter HOMEBOX (da wo Ihr einfach Dinge lagern könnt) und das Recyclingkaufhaus Lebenszeit eine neue Heimat gefunden.

Dann ist es soweit. Der Eröffnungstag rückt näher. Die Regale sind aufgebaut, voll bestückt und aufwendig dekoriert. Neben den alten Tonbandgeräten finden sich alte Märklin-Metallbaukästen, Schallplatten, dekorative Wohnzimmermöbel, ungetragene Schuhe, viele kleine Haushaltshelfer, Büroausstattungen und unsere gesuchten kleinen Schätze. Wir sind gespannt.

Am 26. März 2022, 10:00 Uhr öffnet das Team die Türen. Entgegen unserer Erwartungen (okay es waren unsere Annahmen) bilden sich lange Warteschlangen davor. Klar, coronabedingt gibt es eine Höchstanzahl an Kunden und es wird eindeutig geregelt. Das loben wir uns, denn ähnlich regelten in den 60ern unsere Polizisten auf Kreuzungen den Verkehr. Aber uns ist es an diesem Morgen einfach zu voll. Wir kommen später wieder, freuen uns aber, dass sich dieser Eröffnungstag doch recht gut rumgesprochen hat. Es scheint der Geheimtipp unter den Geheimtipps zu sein.

Pünktlich um 13:00 Uhr stehen wir wieder auf der Matte. Die Warteschlange ist verschwunden, der erste große Ansturm scheint geschafft. Und so finden wir gerade noch einmal Einlass in die geheimen Höhlen der Nachhaltigkeit. Vorbei geht es an „radioaktiven Schildern“, die so Einiges zum Leuchten bringen und am „For Free – Lebensmittelregal“ für Menschen, die weniger haben. Wir blicken um uns.

Neugierig streunen wir durch die Räume, entlang an den Regalreihen und finden unsere ersten kleinen Errungenschaften.

Wow, schön dekoriert. Das fällt uns sofort auf. Hier legt man Wert auf eine angemessene Präsentation.
Für ein Gespräch mit den „Lehrs“ ist jedoch noch zu viel Betrieb. Beide sind begeistert dabei, ihren zahlreichen Kunden alle Wünsche zu erfüllen. Die Kasse klingelt. Ziehen wir uns wieder zurück und lassen sie weiter ihrer Berufung nachgehen.
Kurz nach dem Bezahlen unserer Fundstücke verlassen wir, nach einem kleinen kurzen Gespräch („Wir sprechen einfach mal, wenn etwa Ruhe eingekehrt ist“) den Ort des Geschehens und haben ein sehr gutes Gefühl. Das wird hier noch richtig rocken.

Dann ist er da, der Tag an dem wir mit den zweieinhalb Betreibern (Hunde zählen trotz ihrer 4 Beine nur 1/2) reden wollen. Pünktlich zur verabredeten Zeit sind wir da und begeben uns nochmal auf Eindrucksammelreise durch das Kaufhaus. Und so führt uns heute der Weg zuerst nach links in einen großen Raum. Hier ist Platz.

Auf einigen Kleiderstangen hängt bereits vorsortiere Bekleidung. Dahin steht ein Ergometer.

Nee auf Sport haben wir jetzt keine Lust. So wandert unser Blick über die zahlreichen Büromöbel, die hier zwischengeparkt scheinen.

Wir fragen uns, ob diese Möbel hier zum Verkauf stehen oder ob die Stadtverwaltung aufgrund des leergezogenen Rathauses in diesem Jahr hier das offizielle „Stadtverwaltung – Bürostuhlrennen 2022“ stattfinden lassen will.

Platz wäre zumindest da, Sportgeräte ebenfalls, genauso wie Zuschauerstühle für das begeisterte Publikum. Hey, hier müssen Bürostuhlrennen stattfinden oder zumindest eine nette Filmvorführung für die geläuterte Bayreuther Straße. Cool cool.

Apropos Bayreuther Straße: An diesem zentralen Standort findet Jeder für kleines Geld die notwendigen Haushaltsgegenstände. Hier wird Niemand ausgegrenzt, wir haben sogar das Gefühl dass das Team eben auch einen besonderen Blick auf die Menschen hat, deren finanziellen Spielräume aktuell sehr begrenzt sind, einfach authentisch. Und das sind wir Ludwigshafener, authentisch.

Wir springen zurück. Denn wir wissen, wo wir Tobias und Christian Lehr finden sollten. Denn beim ersten Streifzug durch die Räumlichkeiten, haben wir sie entdeckt, die kleine soziale Ecke, wo man sich hinsetzen und Kraft tanken kann. Und dann sind wir auch schon im Gespräch.

Unsere Eindrücke bestätigen sich voll. Die Beiden sind super sympathisch, leben und lieben ihr Unternehmen und die Kunden. Sie kämpfen mit allen kleinen Schwierigkeiten und loben ihre Mitarbeiter jederzeit. Aber das ist uns ja bereits vorher positiv aufgefallen. Beim Thema Wertschätzung treffen wir einen gemeinsamen wunden Punkt. Jedes Produkt hier im Laden wird wertgeschätzt, genauso wie jeder Kunde, jeder Mitarbeiter. Und dann gibt es da ja auch noch den unternehmenseigenen Mitarbeiterhund, den wir sofort ins Herz geschlossen haben.

Viel gibt es eigentlich nicht mehr zu sagen. Denn ein wirkliches Bild von „unserem“ Ludwigshafener Recyclingkaufhaus muss sich jeder Kunde selbst machen. Und so wechseln wir noch ein paar Worte (es mögen so 2.000 gewesen sein), sprechen über die Trauer des Rathausabrisses und über die berufliche Vergangenheit der Beiden und trinken noch einen Kaffee, bevor wir wieder den Rückzug antreten.

Zum Abschied (der nicht lange sein wird) drehen wir noch eine Runde durch die „Ludwigshafener Bürostuhl-Arena und nehmen noch ein Trainingsgerät mit in unsere Redaktion. Das diesjährige Ludwigshafener Stadtverwaltungs-Bürostuhlrennen gewinnen wir (auch wenn wir nicht zur Stadtverwaltung gehören.

Mehr Informationen (Öffnungszeiten, Aktionen) zum Recyclingkaufhaus findet Ihr unter https://www.lebenszeit-ludwigshafen.de zu den Selfstorage-Boxen der HOMEBOX unter: https://www.homebox-lager.de

Jetzt müsst Ihr Euch noch ein eigenes Bild machen. Also auf!

Wer mit dem Auto kommt, parkt einfach in der Nähe (ein paar Parkplätze befinden sich auf dem Gelände des Kaufhauses). Der Bus (wer es richtig richtig nachhaltig will, nimmt einen der neuen Elektro-Busse) hält direkt vor der Tür.

Wir drücken dem Team von Christian und Tobias Lehr alle Daumen und wünschen Ihnen viel Erfolg. Ihr habt es drauf!

Wer ein wenig mehr über das Recyclingkaufhaus sehen will. Die Landesschau des SWR hat über die Hintergründe einen kleinen Film verfasst. Das rockt ebenfalls.

SWR-Beitrag über das Team

(2) Kommentare

  1. Vielen Dank für den tollen, charmanten Beitrag

    1. sagt:

      Ehre, wem Ehre gebührt.
      Ja wir finden es wirklich gut, dass endlich in dieser Richtung mehr passiert.
      Und das mit der Wertschätzung (Mitarbeiter, Verkaufsgegenstände und Kunden) ist wirklich bei der Eröffnung aufgefallen.
      Wir schauen wieder vorbei (jetzt gerade auf dem Bürostuhl sitzend, den wir bei euch gekauft haben).
      Gruß in die Bliesstraße

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