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S-Bahn, Straßenwahn, tralalalala – Wie Informations- und Diskussionsveranstaltungen Hintergründe beleuchten können. WGIDD

Kalt ist es, als wir an diesem nasskalten Montagabend von der Arbeit uns noch auf den Weg in das kleine Ludwigshafener Wohnzimmer namens Zuhaus zu Dolly begeben. ZuHaus bei Dolly im dasHaus von LU. Klingt komisch – ist aber so. Warum wir auch Dolly sagen, wissen wir nicht. Es hat sich eingebürgert, wir wissen nicht wieso und warum. Aber wir sind gern dort, zu Gast im Zuhaus der Famile um Gastgeberin Dolly El-Ghandour.

Am 20.01.2025 wurde um 19:30 Uhr, unter dem Motto „LASS MAL REDEN“, ins ZuHaus eingeladen. Die öffentliche Veranstaltung zum Thema Verkehr sollte als Themen- und Diskussionsrunde geführt werden. Eingeladene Gäste waren, neben interessierten Besuchern, Hr. Volker Wissing (Bundesminister für Digitales und Verkehr der Bundesrepublik parteilos), Frau Isabel Cademartori (Bundestagsabgeordnete Mannheim, SPD) und Christian Schreider (Bundestagsabgeordneter Ludwigshafen/Frankenthal). Es schien spannend zu werden.


Heute ist es mal wieder soweit. Pünktlich wie die Bahn treffen die Gäste ein, die Einen zu früh, weil sie den Zug zuvor genommen haben, die Anderen knapp weil die Hochstraße Nord mal wieder nicht seinen gierigen Schlund öffnen wollte, um die Fahrzeuge auszuspucken. Aber trotzdem sind Alle da.
Der Raum ist gut gefüllt, ein paar Getränke stehen auf den Tischen, Brezeln werden gereicht. Zentral im Raum stehen die Stühle der Gastgeber, die uns eingeladen haben, unseren Informationsbedarf zu decken und später Fragen zu stellen.

Schnell sind die Gäste da, kein Applaus aber wohlwollendes Nicken, hier in der Innenstadt von Ludwigshafen so hohen Besuch empfangen zu dürfen. Das Finden wir auch.

Herr Schreider wird durch den Abend leiten und wir sind erstaunt (wir persönlich haben ihn ja seit dem Wahlkampf 2021 ja nur selten gesehen), wie locker er durch den Abend führen. Cool, uns gefällt es und ihm scheint es Spaß zu machen.


Kleine Hindernisse bei der Technik umschifft er spielend und nennt die kleine Gruppe um den großen Tisch seine Ostkurve.

Kurz werden Herr Volker Wissing, Frau Cademartori noch vorgestellt und der Gastgeberin und den Gästen für ihr Erscheinen gedankt. Auch die Presse wird natürlich erwähnt (wir spinzeln ja immer rüber, zu den Kollegen der Rheinpfalz, wie sie mitzaubern. Buahhhh sind die schnell).

Doch zum Thema:

Herr Volker Wissing startet kurz ins Thema. Seine Stimme klingt ruhig, unaufgeregt und sympathisch. Mit klaren gut verständlichen Worten erzählt er ein wenig über Projekte aus „seinem“ Ministerium, die in der letzten Legislaturperiode, den letzten 3 Jahren, angeschoben wurden und die derzeit laufen, auf Projekte für die Zukunft, auf Arbeitsweisen und Beschleunigungsmaßnahmen die geplant werden müssen.

Kleine Geschichten, Erlebnisse aus seinem eigenen Privatleben, die oft mangelhafte Infrastruktur beim Fußverkehr vor seinem Haus, lockern die Themen auf.

Optimismus kann er verbreiten, wenn er von begeisterten Messebesuchern auf der CES berichtet, welche die Innovationen bei den deutschen Ausstellern, suchen und finden, noch immer einer Bewunderung für technischen Lösungen aus Deutschland. Er geht kurz auf das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz, welches z.B. die Genehmigungsdauer (und im Bedarfsfall auch Verbreiterung) unserer Brückenbauwerke erheblich verkürzt, begründet das Stoppen des Verkaufs von Bahnhöfen, belegt mit Zahlen die Verkehrsprognosen, die auf alle Arten von Verkehr eine Steigerung erwarten lässt und verdeutlich auch, dass die Mittel für die Schiene bereits jetzt erheblich die Ausgaben für das Straßennetz übersteigen.

Auch mit Kritik spart er nicht, Kritik über die Versäumnisse der Vergangenheit, die fehlenden Investitionen in die Infrastruktur, eine nicht sinnvolle Fokussierung auf bestimmte Verkehrsträger oder unzuverlässige Planungssicherheiten für ausführende Betriebe.

Beim Thema Hochstraßen in Ludwigshafen spüren wir seine Verbundenheit zu Ludwigshafen, denn er lobt die Zusammenarbeit mit der OB Jutta Steinruck. Wir spüren, dass er die Brisanz jeden Tag spürt.

Am Beispiel des Deutschlandticket erläutert Herr Wissing jedoch auch, wo für ihn die Reise hingehen sollte. Wichtig ist seinem Ministerium auch die Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger (z.B. Privat-PKW als Zubringer zum Zug) und die dringend notwendige Angebotsanpassung im ÖPNV durch die detaillierte Nachfrageanalyse, damit Kapazitäten an den Bedürfnissen der Nutzer angepasst werden können. Interessant wird es, als um das Thema Fahrleistung auf die Aufspaltung der Einnahmen geht. Spannend, aber noch viel Zukunftsarbeit.

Frau Cademartori übernimmt kurz das Steuer. Sie weist nochmals auf die Hochstraßenproblematik in Ludwigshafen als zentralen Verkehrsweg in der Metropolregion hin und dass auch die Stadt Mannheim täglich 100.000 Pendlerbewegungen lenken muss. Weiter geht es um die Zukunft der (betonten) Benz-Elektrobusse, Lieferungen für Amazon und Themen rund um den Mannheimer Hauptbahnhof und dessen Anbindung.

Spannend wird es, als die Zuschauer das Wort ergreifen dürfen. Es geht um die Anbindung kleiner Ortschaften an das Schienennetz, das Gemeindefinanzierungsgesetz, ein bestehendes Fahrradparkhauskonzept des Bundes (hier kommt auch Kritik an nicht abgerufenen Fördermitteln durch die Kommunen) und über das Laden von Lastkraftwagen mit Strom und Wasserstoff (kleiner Fakt: die benötigte Infrastrukturanbindung zum Laden eines LKW entspricht dem einer Stadt mit 50.000 Einwohnern), LKWs mit Oberleitung, Batteriezüge, den Zustand der Bahnhöfe, Stuttgart 21, die Tarifautonomie der Arbeitgeber, Trassenpreise, die Entwicklung der CO2-Reduktion, aber auch der Erkenntnis dass ein Großteil des Verkehrs durch unser Konsumverhalten ausgelöst wird (ohne Wertung).

Wahnsinn, wie weit dieser Bereich in alle Richtungen schlägt.

Kurz kehrt jedoch Stille ein, als ein Gast das Thema Arbeitssicherheit im Gleisbau thematisiert. Er erläutert an einem Beispiel in der eigenen Familie, dem Unfalltod seines jüngeren Bruders. Dieser wurde bei Arbeiten im Gleisbereich im Bereich Bruchsal bei Schweißarbeiten durch einen auf Schienen fahrenden Bagger überfahren und tödlich verletzt wurde, obwohl dieser Unfall durch technische Maßnahmen vermeidbar gewesen wäre. Kritik übte er an den Unfallstatistiken der Bahn, die Fälle von Subunternehmen nicht vollständig erfassen, die Länge der Aufarbeitung der Fälle und das Schweigen zu diesem Thema.
Wir erkennen den Schmerz, aber auch die Wut über die Ignoranz einiger Stellen, aber auch den Wunsch künftige Arbeitern dieser Gefahr nicht mehr auszusetzen. Uns fehlen ein wenig die Worte.
Herr Schreider bietet ein Gespräch im Nachgang an, wir auch.

Und so neigt sich der Abend dann doch noch recht schnell dem Ende entgegen. Es ist 22 Uhr und wir verlassen unser Zuhaus in der Innenstadt, verabschieden uns noch von ein par Gästen und von Dolly, einer der guten Seelen von Ludwigshafen.

Es war ein spannender und informativer Abend. Dafür vielen Dank.

Wir möchten uns bei allen Beteiligten bedanken, die diesen Abend ermöglicht haben. Da sind natürlich an erster Stelle Herrn Volker Wissing, Herrn Christian Schreiber und Frau Cademartori genannt, die zahlreichen Besucher und Gäste, der Gastgeberin und ihren Kolleginnen, den Redakteuren der Rheinpfalz, mit denen wir ein paar nette Worte gewechselt haben, den Kritikerinnen und Kritikern und dem Team der die Location in Schuss hält.

Ihr seid Alle super.


Anmerkung:
Wir haben sehr kurzfristig von diesem Termin erfahren.




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