Endlich ist es soweit.
Wo lange Zeit ein großer Konfliktpunkt der Ludwigshafener Verkehrspolitik zu sein schien, zeichnet sich eventuell eine Lösung ab. In einem der meist gehypten Stadtteile in Ludwigshafen besteht nun die Überlegung mobile Fahrradgaragen zu platzieren, welche durch engagierte Fahrradfreunde kostengünstig genutzt werden dürfen.
Die durch privates Engagement betriebenen Lokalgaragen können, je nach Größe des Fahrrads zwischen 2-3 Fahrräder aufnehmen. Die monatlichen Kosten sind durchaus moderat, das Fahrrad ist fest eingeschlossen und wettergeschützt untergebracht.
Durch die Auslagerung an private Betreiber entstehen der Stadt Ludwigshafen keine zusätzlichen Umbaukosten in Infrastruktur und Betrieb. Auch baurechtlich ist die Stadt unbeteiligt.
Wir haben uns ein Model der mobilen Fahrradparkgarage 2.3V angeschaut und getestet.
Ein bisschen ungewöhnlich ist es schon, dass der Hersteller mit einem Automobilkonzern zusammenarbeitet. Das hätten wir so nicht erwartet.
Schnell erkennen wir jedoch, dass diese Kooperation durchaus Sinn macht. Die Fahrradgarage 2.3V ist mobil, kann bei Bedarf schnell den Standort wechseln und kann 3 Fahrräder bequem aufnehmen.
Überrascht waren wir, bei der ersten Bestückung mit ausgewählten Fahrrädern. Und hier fällt uns schon ein erstes Manko auf. In der aktuellen Version der 2.3V muss für das Befahren und das Inverkehrbringen des Fahrrades noch ein erheblicher Höhenunterschied überwunden werden. Hier sollte der Hersteller dringend nachbessern und auch an ältere Kunden und fahrradfahrende Familien denken. Egal. Es handelt sich derzeit nur um den ersten Prototyp.
Aber das Konzept ist gut und durchdacht. Zukünftig kann eine solche Fahrradgarage (wenn sie von einer Familie gemeinsam genutzt wird, inkl. Dreirad, Bobbybike, u.ä.) den Flächenbedarf unserer Stadt verringern, da diese Familie dann auf einen PKW-Stellplatz verzichten kann. Super.
Wir werden schauen, ob sich das Pilotprojekt der Fahrradgarage bewährt und würden uns freuen, wenn auch Stadtmobil in das Geschäftsfeld einsteigen könnte.
Wir lassen uns überraschen.
Ludwigshafen – wir haben ein Problem.
In einem Siedlungsraum, in welchem durch Zuzug die Bevölkerung wächst, nehmen auch die zwischenmenschlichen Konflikte zu. Dabei geht es nicht mehr nur um bezahlbare Mieten, eine bestehende Verdrängung der „Alt-Bewohner“ durch Gentrifizierung und Änderungen der Lebensgewohnheiten und äußeren Umstände.
Es fehlt zunehmend auch an Freiräumen, kreativen Orten und „bezahlbaren“ Freizeiteinrichtungen in allen Stadtteilen unserer Stadt.
Und je kleiner der persönliche Aufenthaltsraum für jeden einzelnen Bewohner wird, desto entschlossener werden sich einige Bewohner ihr kleines Stück Freiraum selbst zurückholen.
In den letzten Jahren treten vermehrt in unseren eng bebauten Stadtteilen Probleme bezüglich des bestehenden Parkdrucks auf. Die Anzahl der PKW steigt ebenso wie die Größe der Fahrzeuge. Dazu kommen Firmen, welche ihre Fahrzeuge ebenfalls auf öffentlichen Stellplätzen abstellen. Eine Lösung für das Problem ist nicht absehbar.
Neu ist jedoch, dass seit einiger Zeit auch vermehrt der Rückbau von Fahrzeugabstellflächen gefordert wird, um die notwendige Verkehrswende voranzutreiben. Dabei wir bei einigen Verkehrsteilnehmern das Fahrrad als das einzig zulässiges Verkehrsmittel in der Stadt angesehen. Das Auto soll raus.
Gern wird mit Druck auf die Autofahrer reagiert, die heute leider noch keine Möglichkeit haben auf öffentliche Verkehrsmittel, wie Straßenbahn, Bus, Bahn, Seilbahn, Zeppelin, Monorail, Pferdedroschke u.ä. umzusteigen oder ein „günstiges“ Fahrrad mit Akku nicht ans Ziel führt.
Wir würden uns wünschen, wenn wir dazu übergehen könnten, einfach den anderen Verkehrsteilnehmern zuzuhören, anstatt deren Lebensweise zu verurteilen ohne die Hintergründe zu kennen. Denn eins steht fest. Ohne einen vernünftig getragenen Dialog werden wir die Herausforderungen in unserer Stadt bezüglich der notwendigen Verkehrswende nicht schaffen können.
Denn dort, wo eine Gruppe von Menschen als Sieger aus einem Konflikt hervorgeht, entstehen mehr Verlierer unserer Veränderungsprozesse auf der anderen Seite. Darauf kann man stolz sein, moralisch überlegen ist man dadurch aber niemals.
Dialog statt Sturheit.
Bleibt positiv!